Gerade im Herbst bietet eine Radreise im Saarland ganz besonders schöne Eindrücke.
Das Saarland ist das kleinste der Flächenländer der Bundesrepublik Deutschland. Es liegt westlich von Rheinland-Pfalz und grenzt direkt an die französische Region Grand Est. Etwa ein Drittel des Saarlands ist von Mischwald bedeckt, der gerade im Herbst ein besonders eindrucksvolles Farbenspiel bietet. Da das Saarland zu den wärmsten Regionen Deutschlands gehört, kann man auch im Herbst noch wunderschöne Radtouren unternehmen.
Von einfachen Touren entlang malerischer Flusstäler bis zu anspruchsvollen Touren, zum Beispiel hinauf auf die Höhen des Hunsrücks ist für jeden Geschmack etwas dabei.
Wer mit dem E-Bike unterwegs ist, dem empfehle ich den Saarland-Radweg, der das reizvolle Bundesland auf rund 350 km an den Außengrenzen einmal umrundet. Ich bin diese Tour selbst mit dem E-Bike gefahren und denke immer wieder gerne an diese Reise zurück.
Ich bin in Nohfelden zu meiner Runde gestartet. Schon kurz nach dem Ort geht es los mit den Steigungen. Nach den ersten vier oder fünf Anstiegen gewinnt man den Eindruck, im Saarland ginge es nur bergan. Doch dank E-Antrieb kann man die Landschaft, und vor allem die Ausblicke von den Höhen, in vollen Zügen genießen.
In Perl geht es dann lieblicher zu. Der Radweg verläuft entlang der Mosel, die hier weit weniger vom Weinbau geprägt ist als auf ihrem Weg durch Rheinland-Pfalz. Doch bald schon wieder geht es hinauf auf die Höhen, diesmal findet man entlang des Wegs Kunstwerke, die immer wieder zum Nachdenken anregen.
Zum Nachdenken regen auch die vielen Autos mit französischem Kennzeichen an. Denn der Saarland-Radweg verläuft oftmals direkt entlang der Grenze zu Frankreich. Was vor vielen Jahrzehnten noch großes Konfliktpotenzial barg, ist heute einem freundschaftlichen Miteinander gewichen. Vor allem bei den Älteren gibt es dies oder jenseits der Grenzen keinen Kommunikationsprobleme: Der Dialekt wird auf beiden Seiten gut verstanden.
Die Streckenführung bleibt anspruchsvoll, ist aber dank E-Unterstützung gut zu meistern. Weite Felder und stille Wälder wechseln sich ab. Als der Weg später entlang der Saar führt, sind auf der anderen Seite der Saar die charakteristischen Umrisse der Völklinger Hütte zu sehen. Ein absolutes Highlight des Saarlandradweges.
Der gigantische Komplex des seit 1986 stillgelegten Eisenwerks gehört seit 1994 als Industriedenkmal zum UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit. Im Komplex finden wechselnde Ausstellung statt, ein Großteil des weitläufigen Areals kann besichtigt werden. Praktisch: Mit einem Audioguide kann man das Industriedenkmal im eigenen Tempo erkunden.
Nach der oftmals fast einsamen Natur ist die belebte Innenstadt von Saarbrücken eine willkommene Abwechslung. Im Gewusel der Fußgängerzone findet man viele Möglichkeiten der Einkehr und sollte dabei unbedingt deftige saarländische Spezialitäten wie „Dibbelappes“ (eine Art Reibekuchen in einer Auflaufform), „Gefillte“ (gefüllte Kartoffelklöße) oder „Schwenker“ (eingelegtes und gegrilltes Nackensteak) probieren.
Die nächsten rund 80 Kilometer des Saarland-Radwegs verlaufen entlang von Saar und Blies nur moderat aufwärts. Der Aufstieg zum „Höcher Berg“ jedoch hat es in sich. Dabei klingen 240m Höhenunterschied auf 6 km gar nicht so spektakulär. Doch der Berg überragt mit 518m Höhe die benachbarte Stadt Bexbach um 250 Meter. Oben auf dem Berg steht der „Höcherbergturm“, dessen Fundament schon 1913 gelegt wurde. Die Aussicht von dort oben entschädigt für alle Anstrengung, das benachbarte Ausflugslokal hält Erfrischungen aller Art bereit.
Die Abfahrt in Richtung Nohfelden, dem Start der Runde, erfordert durch das teils starke Gefälle etwas Aufmerksamkeit, ist aber auch ohne Mountainbike-Erfahrung gut zu meistern.
Buchempfehlung:
Das Radtourenbuch „Saarland-Radweg – VeloRoute SaarLorLux“ (ISBN: 978-3-85000-991-1, Preis 14,90€) bietet nicht nur hervorragendes Kartenmaterial, sondern auch ausführliche Übernachtungs- und Einkehrtipps.
Dein velomarkt Team
Autor: Alexander Theis velostrom.de