Velofahren im Tessin – eine gelungene Kombination  

Monte Bar: Angelo Trotta Direttore Ticino Turismo

Das Tessin begeistert Velofahrer, ob Gross oder Klein mit einer einzigartigen Mischung aus alpiner Majestät und mediterranem Lebensgefühl. Hier gehen Kastanienwälder sanft in Palmenhaine über, Flüsse verwandeln sich in malerische Seen und eindrucksvolle Berge weichen weiten Ebenen. Menschliche Kreationen wie typische Steinhäuser, moderne Architektur, romantische Weinberge und idyllische Parks bereichern diese beeindruckende Landschaft zusätzlich. 

Der ganzjährig von mildem Klima geprägte Kanton bietet nicht nur Outdoor-Begeisterten eine Vielfalt von Möglichkeiten, sondern ist auch ein Kanton des Genusses. 

Gemäss der Reader`s Digest Verbraucherstudie ist das Tessin wiederholt im Jahr 2024 zur vertrauenswürdigsten aller Schweizer Regionen gewählt worden. 

Velomarkt hat sich mit Angelo Trotta, Direktor Ticino Turismo unterhalten:

Velomarkt: Das Tessin ist bekannt als Sonnenstube der Schweiz. Palmen, Sonne, Wärme, gutes Essen, Italienisches Flair. Nicht unbedingt als Radfahrerdestination. Seit wann hat das Tessin das Velo entdeckt?

Angelo Trotta: Bekannt für Palmen, Sonne, Wärme, gutes Essen und das italienische Flair auf jeden Fall, aber auch als Radfahrdestination. 

Historisch gesehen ist das Tessin für seine Rennradstrecken bekannt und wir haben Radweltmeisterschaften in den Jahren 1996 in Lugano und 2009 in Mendrisio ausgetragen. Es gibt sogar eine Mendrisio Radweltmeisterschaften-Route, die man heute noch fahren kann.

Einige bekannte Rennrad Fahrer wie der Däne Jonas Vingegaard und Vincenzo Nibali, Cadel Evans, Alberto Contador, sowie Michael Rogers leben bei uns im Tessin. Aber auch der italienische Radweltmeister Filippo Ganna wohnt in Ascona so wie Mauro Gianetti seiner Heimat, dem Tessin treu geblieben ist.          

Die Liste könnte unendlich verlängert werden. Interessant ist, dass viele Radprofis das Tessin zu ihrer Wahlheimat gemacht haben, weil es eine Region ist, die schon immer eine besondere Beziehung zum Radsport hatte. Radfahrer (und auch viele andere Spitzensportler aus verschiedenen Disziplinen) entscheiden sich für das Tessin wegen der geografischen Lage und der abwechslungsreichen Straßen und Anstiege und weil sie hier sicher trainieren können.

Seit ungefähr 10 Jahren positionieren wir uns als MTB-Destination und haben mehr als 750 km MTB -Streckenetz mit rund 50 offiziellen Routen. 

Wir bauen ausserdem gerade das Netzwerk für E-Bike Ladestationen aus. Inzwischen gibt es schon mehr als 60 Ladestationen über die verschiedenen Regionen verteilt, an denen man kostenlos sein Bike laden kann. 

Velomarkt: Velotouren in der Schweiz und im Ausland werden immer bekannter und populärer: Wodurch grenzt sich ihre Region ab, welches sind die Vorteile, die es nur im Tessin gibt?

Angelo Trotta: Das Tessin wartet mit einer unglaublichen Vielfalt an Geländeformen auf, die alle Radfahrerherzen höherschlagen lassen. Von klassischen Rennradstrecken über vielfältige Bike- und E-Bike-Routen bis hin zu anspruchsvollen Mountainbike-Touren ist alles dabei. Besonders hervorzuheben sind die speziell für E-MTB ausgelegten Strecken, die echte Herausforderungen darstellen, sowie spezielle Routen wie der ‚Percorso Murat Pelit‘. Dieser Rundweg ist jenen gewidmet, die trotz einer motorischen Behinderung wieder in die Natur zurückkehren und einen Sport im Freien ausüben möchten. Vom Hotel Serpiano aus führt der Weg durch die atemberaubende Landschaft des Monte San Giorgio, einem UNESCO-Weltnaturerbe. Er kann mit speziellen Dreirädern befahren werden und steht allen offen, die diese einzigartige Erfahrung machen wollen.

Für die Gemütlicheren bieten wir Strecken wie die von Ascona nach Tenero, die fast 20 Kilometer am Ufer des Lago Maggiore entlangführen und eine wunderschöne, entspannte Tour ermöglichen.

Velomarkt: Was ist ihre persönliche Lieblingsroute, haben Sie einen Geheimtipp?

Angelo Trotta: Früher, als ich noch Student war und viel mit dem Rennrad unterwegs, war meine absolute Lieblingsstrecke das Valle Maggia bis hinauf nach Fusio oder Bosco Gurin. Diese Routen sind anspruchsvoll und bieten eine atemberaubende Landschaft. Heute bevorzuge ich etwas gemütlichere Strecken, zum Beispiel entlang des Lago Maggiore, des Maggia-Flusses oder durch das malerische 100 Valli. Trotz meines Alters bleibe ich dem klassischen Rad treu und fahre weiterhin ohne elektrische Unterstützung.

Velomarkt: Das Tessin ist nicht unbedingt bekannt für günstige oder zahlbare Hotellerie. Was raten sie Velotouristen?

Angelo Trotta: Das Tessin mag vielleicht nicht für günstige Hotellerie bekannt sein, aber es gibt eine breite Auswahl an Unterkünften in verschiedenen Preiskategorien. Von Hotels aller Kategorien über Ferienwohnungen, Campingplätze, B&Bs bis hin zu Berghütten – hier findet wirklich jeder etwas Passendes.

Für ernsthafte Radfahrer empfehle ich vor allem die speziellen Bike-Hotels oder die bereits erwähnten Bike-Friendly Strukturen, die ideal auf die Bedürfnisse von Radfahrern abgestimmt sind.

Ein echter Tipp für Velotouristen ist die Tageskarte fürs Fahrrad: Für nur 15 CHF kann man den ganzen Tag in den dafür vorgesehenen öffentlichen Verkehrsmitteln das Velo überall mitnehmen. 

Velomarkt: Wie viele Monate im Jahr sind Velotouren im Tessin befahrbar, resp. sinnvoll zu buchen?

Angelo Trotta: Ein grosser Vorteil des Tessins ist, dass man praktisch das ganze Jahr wegen des milden Klimas biken kann. Unser Frühjahr fängt im Februar mit der Magnolienblüte an und unser Herbst geht bis in den November. Selbst in den Wintermonaten liegt auf vielen Strecken kein Schnee. Eine Ihrer Kolleginnen hat einmal gesagt, als sie im Januar eine MTB-Tour am Cardada gefahren ist «Hätte ich früher gewusst, dass man im Tessin auch im Winter so gut Mountainbiken kann, wäre ich nicht jedes Mal bis Finale Ligure in Italien gefahren».

Velomarkt: Mit was lassen sich Veloferien im Tessin am besten kombinieren? 

Angelo Trotta: Veloferien im Tessin lassen sich mit nahezu allem kombinieren, was man sich wünschen oder vorstellen kann. Ob Wandern durch die Kastanienwälder, gemütliche Spaziergänge durch Palmenhaine oder das Bummeln durch die Einkaufsstraßen unserer malerischen Städte – es gibt unzählige Möglichkeiten. Im Sommer bietet sich eine breite Palette an Wassersportarten an, und wer Lust auf ein intensiveres Training hat, kann hier hervorragend für einen Triathlon üben. Kaum irgendwo, sonst gibt es eine so enge Verbindung von Bergen und Wasser wie bei uns.

Für Kulturliebhaber sind Besichtigungstouren unserer modernen Architektur oder der Besuch eines unserer Museen ein Muss. Und nach einer anstrengenden Biketour kann man sich in einem der zahlreichen Spas im Tessin wunderbar entspannen. Den Tag ausklingen zu lassen mit einem Aperitivo oder einem Glas Tessiner Wein beim Sonnenuntergang in einem der vielen Beach Clubs oder auf einem unserer idyllischen Weingüter – das ist für mich die perfekte Kombination

Velomarkt: Gibt es innerhalb des Tessins regionale Unterschiede, die es für Velofahrer zu beachten gilt?

Die «Kings» der MTB-Touren sind Lugano und Bellinzona, wobei Bellinzona wesentlich höher gelegene Berge hat. In der Luganer Region kann man noch bis in den Winter Biken und hat vermutlich keinen Schnee Bellinzona hat ebenso spannende Strecken, aber hier schneit es dann im Winter schon eher einmal.

Ascona Locarno ist speziell für das Touringbike geeignet und bietet sich für Familien an. Sehr schön ist die erwähnte Strecke am Lago Maggiore entlang aber auch eine von Locarno bis nach Cavengo ins Valle Maggia. 

Für Rennradliebhaber gibt es dann noch die komplett asphaltierte Strecke im Lavizzaratal bis zum Sambuco Staudamm auf 1500 m und weiter hinauf bis zum Nareth See auf 2.300 m, wo man dann schon mal auf Schnee trifft.

Genussradeln mit Bike & Wine durch die Hügel des Mendrisiotto mit Halt in verschiedenen Weinkellereien. 

Zum Abschluss gibt es im Mendrisiotto noch eine nagelneue Route, die MTBroute Monte Generoso eine malerische Route für Mountainbiker. 

Angelo Trotta, ein Tourismus-Direktor mit grosser Affinität zum Rad

Angelo Trotta besitzt zwei Fahrräder: ein maßgefertigtes Carbon-Rennrad und ein erstklassiges Mountainbike. Doch trotz seiner Liebe zum Radfahren, schlägt sein Herz immer noch für das Laufen. Sein letzter Marathon war in Tokio, wo er den Kreis der sechs Abbott World Marathon Majors abgeschlossen hatte.

mehrere Velostorys